Die Erzählungen stellen Zusammenhänge zwischen den vielfältigen Spuren her, welche die koloniale Geschichte in der Stadt hinterlassen hat. Sie verweisen auf historische Ereignisse und berichten über das Wirken diverser Akteure des Kolonialismus.
Die Erzählungen stellen Zusammenhänge zwischen den vielfältigen Spuren her, welche die koloniale Geschichte in der Stadt hinterlassen hat. Sie verweisen auf historische Ereignisse und berichten über das Wirken diverser Akteure des Kolonialismus.
Von 1884 bis 1915 stand das heutige Namibia unter deutscher Kolonialherrschaft. In der Region des damaligen Deutsch-Südwestafrika lebten viele verschiedene Bevölkerungsgruppen: darunter etwa 80.000 Herero, 60.000 Ovambo, 35.000 Damara und 20.000 Nama.
Mit dem Ausbruch der Rinderpest 1897 hatten die von der Viehzucht lebenden Herero ihre Lebensgrundlage verloren und gerieten zunehmend in Abhängigkeit der deutschen Kolonialisten. Zugleich verwehrten die Siedler_innen durch die Inbesitznahme und Umzäunung von Land den Herero den Zugang zu lebenswichtigen Trinkwasserressourcen. Die Herero verloren in dieser Zeit fast 70 Prozent ihrer Viehherden. Die zunehmende Verarmung zwang sie zu weiteren Landverkäufen und zur Lohnarbeit auf deutschen Farmen. Vor dem Hintergrund dieser Existenz bedrohenden Lage begannen am 12. Januar 1904 etwa 7500 Hererokämpfer*innen, gegen die deutsche Kolonialherrschaft Widerstand zu leisten.
Sie belagerten mehrere Städte und überfielen Farmen von Deutschen. Der Angriff kam für die Besatzungstruppe überraschend. So kamen während der ersten Tage der Revolte 116 Deutsche ums Leben. In den deutschen Medien wurde schnell der Ruf nach Vergeltung laut.
15.000 Soldaten der Besatzungstruppe bekämpften in den folgenden Monaten den Widerstand der Herero. Am 11. und 12. August 1904 versuchte Generalleutnant Lothar von Trotha bei der entscheidenden Schlacht am Waterberg die versammelten Herero einzukesseln und zu vernichten. Dies gelang jedoch nicht und ein großer Teil der Herero floh – unter schweren Verlusten – nach Osten in die fast wasserlose Omaheke, einen Ausläufer der Kalahari-Wüste. Von Trotha riegelte die Region ab und besetzte die wenigen dort existierenden Wasserstellen. Dies hatte zur Folge, dass Tausende Herero in der Wüste verdursteten. In dem darauf folgenden Vernichtungsbefehl ließ von Trotha keinen Zweifel zu, dass es ihm um die vollständige Vernichtung der Herero ging:
"Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und keine Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auch auf sie schießen."
Angesichts dieser Vorfälle erhoben sich im Oktober 1904 auch die Nama angeführt von Hendrik Witbooi und Jakob Morenga gegen die deutsche Kolonialmacht. Sie mussten sich Anfang 1906 überwiegend geschlagen geben. Bis ins Jahr 1908 hinein gab es noch vereinzelte Kämpfe. Im Anschluss wurden sowohl Herero als auch Nama in Konzentrationslagern interniert, in denen fast jede/r zweite an den unmenschlichen Haftbedingungen starb.
Dem Völkermord in Deutsch-Südwestafrika fielen bis zu 80 Prozent der Herero sowie über 50 Prozent der Nama zum Opfer. Über die Verluste anderer afrikanischer Bevölkerungsgruppen, wie beispielsweise der Damara, San und Ovambo, liegen keine zuverlässigen Zahlen vor.
Der Genozid wurde durch die UN-Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes 1948 als Völkermord anerkannt. Dennoch hat sich an der Auffassung der Bundesregierung, dass es sich nicht um einen Völkermord gehandelt habe, bis heute nichts geändert, um möglichen Entschädigungsforderungen vorzubeugen.
Der namibische Bischof Zephania Kameeta sagte im September 2011 in Berlin:
"Take off your sandals of indifference and denial, for you are standing on holy ground! For a better, honest, trustful and respectful relationship between Namibia and Germany, take moral and ethical responsibility for what happened more than 100 years ago and speak unambiguously about that. This will be liberating and healing also for the people here in Germany. This will also create a very much healthier environment of mutual trust, respect and cooperation today and for our children tomorrow in OUR ONE WORLD."