Fritz Behn vor Statue

Sammlung [muc] münchen postkolonial

Der Kolonialbildhauer Fritz Behn, der viele Jahrzehnte seines Lebens in München verbrachte, vertrat schon früh antidemokratische und nationalistisch-völkische Ideen und stellte sich ganz in den Dienst der Kolonialbewegung. Auf mehreren Reisen durch das damalige Deutsch-Ostafrika und Britisch-Ostafrika (1907/08, 1909/10 und 1931/32) holte er sich Inspiration für seine bildhauerische Tätigkeit, nicht zuletzt für seine zahlreichen Skulpturen und Plastiken afrikanischer Tiere, für die er vor allem bekannt ist. In München finden sich u.a. Löwenfiguren im Tierpark Hellabrunn und vor der tierärztlichen Fakultät, diverse Kleinplastiken im Lenbachhaus und im Münchner Stadtmuseum sowie die monumentale Bismarckstatue an der Boschbrücke beim Deutschen Museum. In der deutschen Kolonialbewegung wurden seine afrikanischen Tierbildnisse als "koloniale Plastik" rezipiert. Der als Kolonial-Ehrenmal geweihte steinerne Elefant in Bremen wurde 1932 nach Behns Plänen errichtet. In der Bildhauerei des "Dritten Reiches" spielte Behn keine herausragende Rolle, von 1939 bis 1945 hatte er aber eine Professur an der Wiener Kunstakademie inne, die er nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft wieder abgeben musste. Nach 1945 geriet er zunehmend in Vergessenheit, sein kolonialistisches Weltbild behielt er jedoch bei. Noch 1960 schuf er beispielsweise eine Büste von Paul von Lettow-Vorbeck, der von der deutschen Kolonialbewegung als "Held von Ostafrika" verehrt wurde.